ZUCHT UND PROBLEMATIK

Vorerst möchte ich festhalten, dass es zu leichtfertig ist, zu sagen: "Wir möchten einmal Nachwuchs haben".

Es gibt einfach zu viele Frettchen die im Tierheim sitzenund neue Plätze suchen.
Es gibt ausreichend "Vermehrer" und ich habe noch nie von einem Mangel an Frettchen, eher von einem Überschuss an Abgabetieren erfahren.

Vor allem ist denjenigen von Nachwuchs abzuraten, die erst kurze Zeit ein Frettchen besitzen.

Tierzucht erfordert sehr viel Erfahrung, Kenntnis, Zeit und Kosten.
Bei dem Entschluss Frettchen zu verpaaren, sollte man vorher wissen, ob genug Abnehmer vorhanden sind. Immerhin können Fähen zwischen 2 und 14 Welpen gebären!

Viele Anfänger wollen ein Mal Welpen haben. Hier ein paar Ausführungen und Bedenken dazu, die zum Nachdenken anregen sollen:  

Hast du genaue Stammbäume deiner Frettchen?
Kannst du Erbkrankheiten und Verwandtschaft ausschließen?
Hast du die Zeit, dir die Abnehmer wirklich anzusehen und bis zu 10 Jahre lang mit den Leuten Kontakt zu halten?
Hast du eine Garantie, dass die Leute die reservierten Frettchenwelpen wirklich nehmen, was tust du wenn nicht?
Hast du einen Frett-Profi-Tierarzt?
Hast du mindestens eine Ammenfähe? Hast du jahrelange Frettchenerfahrung (und damit ist nicht gemeint, dass man einmal Frettchen hatte, sondern wirklich Ahnung von diesen Tieren hat!)
Kennst du dich ganz genau bezüglich Ernährung von Mutterfähen und Welpen aus?
Hast du den Platz Welpen zu behalten wenn du sie nicht anbringst?
Hast du die Zeit täglich stundenlang das Gehege zu putzen und dann mit allen Fretts genug zu spielen?
Hast du eine Ahnung welches Risiko es ist mit einer Sonderfarben- oder Angorafähe von ungenauer Abstammung, mit dem Risiko von Erbkrankheiten zu züchten?
Was machst du wenn Welpen taub sind? (kann leicht sein! Das ist von einem Laien kaum feststellbar!)
Was machst du wenn sie krank sind, sie der neue Besitzer nicht gut hält, die Mutter die Kleinen auffrisst?
Hast du Ahnung von Genetik, Erbkrankheiten?
Hast du wirklich über 10 Wochen Platz für bis zu 6 Frettchen ohne dass sich die schon gegenseitig auf die Füße treten?
Sind die Elterntiere in Top-Kondition?
Hast du wirklich Ahnung von Zucht???

Eine Fähe die nicht kastriert wird hat ein höheres Risiko an Gebärmutterkrebs zu erkranken als Fähen die vor der Ranz kastriert worden sind. Darüber hinaus könnte sie bei der Geburt sterben, sie könnte die Welpen töten, etc... etc... Der Partner bleibt dann alleine zurück.

Es ist vermessen, vom Menschen zwei Tiere nach seiner Wahl zu verpaaren, ohne darauf zu achten, woher sie stammen, ob sie eventuelle Erbkrankheiten haben oder weitergeben könnten, nur um der Farbe  und des Profit willen, oder der Begründung "ICH WILL EIN MAL WELPEN HABEN!" Es ist Vermenschlichung zu sagen, meine Fähe soll einmal Mama sein dürfen! Verpaarung ist für alle Tiere lediglich ein Instinkt und kein bewusster Wunsch oder gar ein schönes Erlebnis. Leute die so darauf bedacht sind, ihren Frettchen schöne Erlebnisse zu verschaffen, sollten mit ihnen ausgedehnte Waldspaziergänge an der langen Laufleine unternehmen oder eine Extrarunde toben.

Es kann viele Komplikationen in der Tragzeit, bei der Geburt und bei der Welpenaufzucht geben, die Für die Fähe tragisch und für einen selbst unangenehm und kostspielig werden können.

Eine Fähe sollte nicht in ihrem ersten Lebensjahr gedeckt werden.

Man kann ein Pärchen nicht einfach  zusammen lassen und warten bis Welpen da sind! Zuchtrüden müssen getrennt gehalten werden.

Man kann nicht bis zu 14 Welpen im Wohnzimmer in einem Schrank unterbringen.

Was die Abnehmer betrifft: Immer hört man von "genug Abnehmer im Bekanntenkreis". So begründet das jeder der ein Mal Welpen will. Woher kommen die vielen Inserate zur Wurfzeit? Wieso bleiben Vermehrer auf ihren Würfen sitzen?

Viele Interessenten, die sich bereits im vorhinein einen Welpen reservieren lassen, springen in letzter Minute ab. Man weiß von Leuten mit Würfen, die hatten 16 Plätze für ihre Welpen. Schlußendlich haben dann zwei Interessenten Wort gehalten. Der Wurf bestand aus 12 Frettchen.

Es gehört sehr viel zum Züchten und anschließenden vermitteln der Welpen auf gute Plätze, da könnte man seitenlang argumentieren.

Text gemeinsam erarbeitet mit Tanja VOFF-SÜD!

Man sollte niemanden zur Anschaffung eines Frettchens überreden - es könnte dadurch ein Kandidat fürs Tierheim werden.

  • Wenn es denn schon unbedingt sein muss braucht man in jedem Fall einen guten Tierarzt, der 24 Stunden rund um die Uhr um Hilfe gefragt werden kann.

  • man sollte bereit sein, dadurch entstehende, zusätzliche Kosten für den Tierarzt auszugeben, um der Fähe zu helfen.

  • man braucht sehr viel Zeit für die Welpenaufzucht, da ab der dritten Woche oftmals täglich gereinigt und gefüttert werden muss.

  • man sollte sich sicher sein, dass die Elterntiere gesund, geimpft und nicht miteinander verwandt sind, keine Gendefekte haben und diese weitervererben können.

Ich bin kein Freund der Zucht, weil meiner Meinung nach viele Züchter nicht ausreichend informiert sind. Speziell was Vererbungslehre, Gendefekte und Erbkrankheiten betrifft.
Es reicht einfach nicht aus zu sagen "das Frettchen sieht gesund aus, wird gut gehalten und auch dessen Eltern sehen gesund aus und werden gut gehalten." Man sollte Bescheid wissen, ob in irgendeiner Linie schon öfter eine bestimmte Krankheit aufgetreten ist.>
Wenn ein Zuchttier aus unersichtlichen Gründen frühzeitig stirbt, sollte man der Sache auf den Grund gehen und das Tier obduzieren lassen. Schließlich hat man mit diesem Tier Welpen gezeugt, die eine Krankheit - vielleicht gar die, an der das Elterntier gestorben ist - geerbt haben könnten.

Man trägt die Verantwortung für die Tiere, auch über den Zeitpunkt der Vergabe hinaus!

Ich habe mich über diese Problematik etwas informiert, weil mein Ceddie selbst kryptorchid ist. Kryptorchismus (Hodenhochstand) ist ein rezessives Gen, d.h. dass es bei beiden Elternteilen auftreten muss. Nun sollte man aber vorher wissen, ob man zwei Tiere mit diesem rezessiven Gen verpaart und das festzustellen ist gar nicht so einfach. Wenn Kryptorchismus in einer Linie vorkommt, sollte weder mit den Elterntieren, noch mit den Geschwistern der betreffenden Welpen gezüchtet werden.

Kryptorchismus ist ein Gendefekt, der nicht bei einer speziellen Farbzucht vorkommt.

Taubheit (Waardenburg Syndrom) kommt sehr häufig bei den Sonderfarben "dark eyed white", "blaze" oder auch "badger" (Frettchen mit weißem Streifen auf der Stirn), vor. Sicher kann ein unter Gehörlosigkeit leidendes Frettchen leben, es ist aber sehr stark in seiner Lebensqualität eingeschränkt. Problematisch ist auch (speziell für einen Laien) Gehörlosigkeit bei einem Frettchen festzustellen.

Bei Angorafrettchen ist in vielen Fällen die Aufzucht ein Problem.

Oft können Fähen  ihre Welpen nicht säugen, da sie häufig mit der Milchproduktion Probleme haben.

Schwarze Frettchen werden durch Verpaarung mit Nerz oder Iltis erzielt und sind nicht unbedingt als Haustier geeignet.
Wildverpaarungen sind in keinster Weise rechtzufertigen und gut zu heißen, so ferne sie nicht von einem "ERFAHRENEN ZÜCHTER" mit einer triftigen Begründung (z.B. Einkreuzung einer frischen Blutlinie) durchgeführt werden.
Diese besonders schönen und beliebten "Schwarzen Frettchen" sind oft extrem aggressiv und bissig.Es gibt Annahmen aus den USA, dass dies genbedingt auf eine Nervenerkrankung zurückzuführen ist. Das aggressive Verhalten der Tiere verschlimmert sich oft mit zunehmendem Alter.

Experimentielle Farbzucht, sowie die Zucht mit Albinos ist grundsätzlich abzulehnen!

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